Der Schweizerische Gewerkschaftsbund, das Netzwerk ProKoRe, Arbeitgeberverbände und PolitikerInnen verschiedener Parteien fordern gemeinsam, dass das Cabaret-Tänzerinnen-Statut beibehalten wird.
Tänzerinnen aus Ländern ausserhalb des EU/EFTA-Raums haben mit dem Statut die Möglichkeit, acht Monate legal in der Schweiz zu arbeiten. "Das erlaubt den Frauen, sich gegen ungesetzliche Praktiken und Arbeitsverträge zur Wehr zu setzen", sagt Prof. Katharina Prelicz-Huber, Präsidentin des vpod und Mitglied des Präsidialausschusses des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Prelicz-Huber gibt zu bedenken, dass die Abschaffung des Statuts im Gegensatz zur erklärten Absicht des Bundes nicht zu einem höheren Schutz führen werde, sondern zum Ansteigen des Menschenhandels. "Aus den Augen, aus dem Sinn funktioniert auch hier nicht", so Prelicz-Huber.
Auch für ProKoRe, ein schweizerisches Netzwerk von Organisationen, welche die Interessen von Sexarbeitenden und Cabaret-Tänzerinnen vertreten, nimmt die Abschaffung des Statuts den Tänzerinnen die Möglichkeit, ihre Rechte einzufordern. "Vielmehr zwingt es sie in die Illegalität", erklärt Martha Wigger, Sprecherin von ProKoRe.
"Wenn wir Menschenhandel und unfreiwillige Prostitution effektiv bekämpfen wollen, brauchen wir entsprechende Instrumente dazu. Die Aufenthaltsbewilligung L ist eines davon", meint die Berner FDP-Nationalrätin Christa Markwalder.
Die Aargauer SP-Nationalrätin Yvonne Feri spricht sich ebenfalls gegen die Abschaffung aus: "Die SP-Frauen halten am Cabaret-Tänzerinnen-Statut fest, bis ein verbesserter Arbeitnehmerinnenschutz und der Schutz vor Frauenhandel und Ausbeutung der Migrantinnen umgesetzt sind. Die Kantone sind gefordert, aktiv zu werden!"
Kristina Schüpbach, Zentralsekretärin der JUSO Schweiz, doppelt nach: "Mit der Abschaffung des L-Status werden die Betroffenen kriminalisiert. Es ist Zeit, dass Arbeitskräfte ohne oder mit tiefer Ausbildung aus Drittstaaten auch in anderen Berufen legal in der Schweiz arbeiten können."
Die Frauenorganisationen fordern eine klare Stärkung der Position der Tänzerinnen, beispielsweise durch ein breiteres Aufenthaltsrecht. Weder der Zwang zum Alkoholkonsum, zur Prostitution noch zu prekären Arbeitsbedingungen dürfe toleriert werden. Es brauche konsequentere Kontrollen. Das ist im Sinne von Jürg König, Präsident der ASCO. Der Verband Schweizerischer Konzertlokale, Cabarets, Dancings und Diskotheken biete Hand für eine Verbesserung und Intensivierung der Kontrollen, von denen letztlich alle Beteiligten profitierten. "Wir sind nicht nur dazu bereit – wir fordern diese Intensivierung schon lange", so König.
Er gesteht ein, dass der Alkoholkonsum für viele Tänzerinnen ein Problem darstellt. Die meisten Cabarets hätten darauf reagiert und böten auch alkoholfreie Schaumweine an. "Wir sind bereit, diese Problematik aktiv und noch konsequenter anzugehen", sagt König. Für Dr. Bernhard Kuster, Direktor von GastroSuisse sind die klassischen Cabarets ein Bestandteil des touristischen Angebots. "Es braucht seriöse Anbieter erotischer Unterhaltung. Fallen diese weg, weiss man nicht, wer die Lücken füllt", so Kuster.
Gewerkschaften, Frauenorganisationen, verschiedene ParteivertreterInnen und Arbeitgeber sind sich einig, dass eine Aufhebung des Tänzerinnen-Statuts gravierende Folgen hätte – für die Frauen, die Gastronomen, die Gäste, den Wirtschaftsund Tourismusstandort, die Finanzen der öffentlichen Hand und die Gesellschaft.
Eine Delegation von Cabaret-Betreibern und Tänzerinnen übergab Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga eine von über 5000 Personen unterzeichnete Petition, welche die Beibehaltung des Tänzerinnen-Statuts fordert.