Wie erlebten Sie die neuen Herausforderungen, die sich Ihrer Tätigkeit seit dem Lockdown stellten?
Natürlich waren wir besorgt um unsere Aufträge und auch um unsere Gesundheit. Wir sind hauptsächlich in Privathaushalten engagiert und den Kunden doch oft sehr nahe. Ich musste rasch ein entsprechendes Sicherheitskonzept entwickeln, Mitarbeiter und Kunden individuell informieren, respektive beraten. Die Massnahmen waren ein beträchtlicher Mehraufwand für mich und ich konnte nur Aufwand, der sich wirtschaftlich negativ auf mein Institut auswirkt, erkennen.
Mittlerweile haben wir die Situation gut im Griff. Zusammen haben wir es geschafft, das Beste aus der Situation zu machen. Die meisten Mitarbeiterinnen bewiesen eine hohe Flexibilität, zeigten unternehmerisches Mitdenken und brachten sich sogar mit guten Ideen zur neu gestalteten Umsetzung unserer Tätigkeit ein. Mein Team ist an den Herausforderungen gewachsen. Die Solidarität unter den Mitarbeiterinnen hat sich verstärkt und die Loyalität meiner Kunden war grossartig. Zudem wurde ich mit Kurzarbeit-Entschädigungen vom Kanton unterstützt. Ich erfuhr eine sehr unkomplizierte, rasche und faire Zusammenarbeit mit den Behörden.
Heute bin ich in jeder Hinsicht glücklich über den Verlauf des Lockdowns und des daraus erfolgten Zusammenhaltes. In Krisen werden die Scheinwerfer auch einmal auf das geworfen, was sonst nicht immer von blossem Auge zu erkennen ist. Daher bin ich dankbar für diese Chance und natürlich sehr glücklich, dass alle in meiner Umgebung gesund geblieben sind.
Wie vereinbarten Sie die private und die beruflichen Herausforderungen während dieser Zeit?
Glücklicherweise sind meine Töchter sehr selbständig und konnten ihren neuen Alltag nach der Schulschliessung gut selber einteilen. Ich bin stolz auf die beiden. Sie haben das sehr pflichtbewusst gemacht und ich wurde nur bei Unsicherheiten bezüglich der Hausaufgaben oder anstehender Tests involviert.
Mein Mann hingegen benötigte viel Unterstützung in seiner Drogerie. Ich wurde umgehend als «Abfüllerin-Desinfektions-Spray» eingeteilt. Es machte mir Spass, mich diesen neuen Gegebenheiten anzupassen. Als Familie war die sitzungsfreie Corona-Zeit eigentlich ein wertvolles Erlebnis für alle Beteiligten. Da wir alle unseren beruflichen und schulischen Tätigkeiten vermehrt zu Hause – jeder in seiner Ecke - nachgekommen sind, haben wir lediglich die Pausen zusammen erlebt. Am «Fyrabig» haben wir dann oft gemeinsam gekocht, Filme angesehen und sogar wieder einmal zusammen ein Jass geklopft. Alles Dinge, wofür wir sonst, wegen Engagements in Vereinen und Kommissionen, selten Gelegenheit finden.
Den Kontakt mit Verwandten und Freunden konnten wir über die digitalen Möglichkeiten weiterleben. Daher empfand ich die Zeit des Lockdowns privat wie auch beruflich als eher entschleunigend. Ich hoffe, dass ich die neu gewonnene familiäre und berufliche Dynamik noch etwas in den Nach-Corona-Alltag mitnehmen kann.
Wie schätzen Sie die wirtschaftlichen Auswirkungen des Lockdowns in Bezug auf Ihr Unternehmen ein?
Uns ist es bewusst, dass wir für einen privaten Haushalt mit unserer Dienstleistung eher eine «Luxuslösung» anbieten. Sich eine Putzfee zu leisten bedarf eines fixen Einkommens und einer stabilen Wirtschaftslage. Ich bin guter Dinge, dass unsere Unternehmen politisch und wirtschaftlich optimal unterstützt wurden, um den Lockdown bestmöglich zu überstehen. Da wir eher lokal tätig sind und sich eine regionale Solidarität für alle heimischen Gewerbe in der Corona-Zeit deutlich aufgebaut hat, sehe ich nun sogar eine Chance für mein Unternehmen. Ich spüre einen grossen Zusammenhalt im Kanton und hoffe, dass dieser noch lange anhält. Das Dorfleben, das Ausgehen, das Einkaufen werden in qualitativer Hinsicht stärker und bewusster genutzt als vor dem 16. März 2020. Auch ich persönlich erfreue mich an den Restaurants, Boutiquen, Coiffure-Läden, Metzger- und Bäckereien in unseren Dörfern um ein Vielfaches und bin zuversichtlich, dass wir künftig alle lokal wieder etwas gewerbefreundlicher unterwegs sind.