Vereinbarkeit von Beruf und Familie im Stresstest

Im Gespräch mit Andrea Di Biase-Lerant - Ein Gastbeitrag der FDP Frauen Kanton Zürich

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein zentrales Instrument um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Was schon zu Normalzeiten für Mütter und Väter eine Belastungsprobe darstellt, entwickelt sich in der Corona-Krise zum Stresstest. Kann man Kinder und Beruf in dieser Zeit überhaupt gerecht werden? Wir haben nachgefragt.

Andrea Di Biase-Lerant, Kommunikationsberaterin, Vorstandsmitglied der FDP Frauen Kanton Zürich und Mutter von zwei Kindern (10 und 12 Jahre alt)

Wie gehen Sie mit der Doppelbelastung Kinderbetreuung und Berufsarbeit um?
Der kurzfristige Schritt ins Homeschooling war definitiv eine Herausforderung. Wir mussten technisch und organisatorisch einen Rahmen schaffen, damit alle unter einem Dach konzentriert arbeiten konnten. Daneben galt es Haushalt und berufliche Aufgaben zu organisieren und die Kinder schulisch zu unterstützen. Nach ersten hektischen Wochen, ist nun wieder etwas Normalität eingekehrt.

Ihr Ehemann arbeitet seit dem 16. März auch im Home Office. Wie haben Sie Ihre Aufgaben organisiert?
Grundsätzlich haben wir die Unterstützung der Kinder nach Schulfächern unterteilt, die mathematischen übernimmt er und bei den Sprachen helfe ich. In der Praxis ist das aber nicht immer umsetzbar. Mein Mann ist sehr viel am «Zoomen». Die Geschäftsagenda lässt sich auch in Corona-Zeiten nur bedingt auf die private abstimmen. Am Vormittag wird jeweils am Schulstoff gearbeitet und am Nachmittag haben die Kids «frei». Lernstoff und Aufgaben sind bei uns ausgerichtet auf eine Woche, am Freitag ist Abgabetermin. Eine Planungsfreiheit, mit der Kinder nicht von Anfang an selbständig klarkommen. Wir haben sie mit Zwischenzielen unterstützt und den Tagesablauf entsprechend strukturiert.

Wie wirkt sich der Lockdown auf den Werbealltag aus?
Als Werbeagentur haben wir die Auswirkungen, vor allem im Eventbereich, bereits zu Beginn mit voller Wucht zu spüren bekommen. Einige Mitarbeiter sind auf Kurzarbeit. Das ist zwar mit viel Unsicherheit verbunden, hat aber kurzfristig auch geholfen, die Mehrfachbelastung zu Hause abzufedern.

Krisen können auch eine Chance sein. Gibt es etwas, das sie auch nach dem Lockdown umsetzen möchten?
Trotz den zahlreichen Zusatzaufgaben, hat Corona mir persönlich auch eine spürbare Entschleunigung gebracht, welche ich auf jeden Fall beibehalten möchte. Ich habe z.B. endlich Jassen gelernt. Fazit: Weniger Termine und somit mehr Freizeit mit der Familie.

Sibylla Stoffel-Hahn